Interview mit dem BDAE: Meine Lebensgeschichte + Meinung zu Steuerfreiheit & Moral
Dieses Interview erschien ursprünglich in der hier verlinkten April-Ausgabe des BDAE Expat-Magazins. Ich hab den Text lediglich kopiert, da er auch für euch interessant sein könnte 🙂
Nachdem sie jahrelang durch die Welt gereist war, wanderte Christina Holthuis ins ägyptische Dahab aus. Was das Leben dort so besonders macht, warum so viele Menschen ihrer Generation Deutschland verlassen und was Perpetual Traveller auszeichnet, erzählt uns die 31-jährige Unternehmerin im Interview.
BDAE: Nach dem Studium in Deutschland bist du zunächst nach Kalifornien gegangen. Was hat dich konkret dorthin gezogen?
Christina: Die Liebe. Ich hatte auf einer Asienreise einen Surfer aus Kalifornien kennengelernt. Tatsächlich gingen mir vorher schon ein paar Vorurteile über die USA durch den Kopf, aber ich fand es super cool vor Ort. Natürlich ist Kalifornien nicht repräsentativ für die gesamten Vereinigten Staaten. Der Bundesstaat ist voller Innovationen, insbesondere was das Unternehmertum und die Start-up-Kultur angeht. Ich konnte mich gut mit dem modernen und gesunden Lifestyle identifizieren. So ernähre ich mich, seit ich elf bin, vegetarisch und war zu der Zeit auch vegan, was an der US-Westküste schon damals gut in den Alltag integriert werden konnte. Der gesamte Vibe ist ziemlich toll, aber es ist halt auch sehr teuer, dort zu leben.
BDAE: Wie hast du deinen Aufenthalt dort finanziert?
Christina: Kalifornien war der Startpunkt meiner damaligen Freelancer-Tätigkeit und ich habe zu der Zeit bei elance.com – heute upwork.com – meine ersten Aufträge im Marketing bekommen. Ein klassischer Angestelltenjob kam für mich nie infrage. Ich akzeptiere für gewöhnlich keine Autoritäten und Vorschriften, die für mich keinen Sinn ergeben und wollte mir auch nie diktieren lassen, wann und wie lange ich arbeiten muss oder wann ich Urlaub nehmen darf. Ich hatte allerdings auch noch nie ein besonders hohes Sicherheitsbedürfnis und war schon immer sehr freiheitsliebend, weshalb mir dieser Teil leichter fällt als manch anderem – jeder hat seine eigenen Herausforderungen. Ich behaupte nicht, dass dieser Lebensstil für jeden der richtige ist und jeder muss den für sich passenden Weg finden. Mein Sternzeichen ist Schütze, Menschen, die im Zeichen des Schützen geboren wurden, haben in der Regel halt ein großes Freiheitsbedürfnis.
BDAE: Du hast bereits 61 Länder bereist, beschreibst dich als Reisevogel. Was hat dich in dieser Richtung geprägt?
Christina: Mein Vater ist Pastor einer evangelisch-freikirchlichen Institution in Ostfriesland. Er und meine Mutter sind sehr jung Eltern geworden und hatten damals gar kein Einkommen. Aber sie waren immer mit uns Kindern auf Reisen. Einmal sind wir mit unserem klapprigen Auto bis nach Rumänien gefahren, hauptsache wir konnten neue Gegenden erkunden. Als ich 16 war, schenkte mein Vater mir seine hart erarbeiteten Flugmeilen, damit ich mir ein Ticket nach Südafrika kaufen konnte. Das war mein allererster Solotrip. Ich besuchte Freunde meines Vaters von einem Freiwilligendienst in den Townships von Pietermaritzburg bei Durban für einen Monat. Ich hatte schon immer eine Sehnsucht nach Afrika und hegte damals den Traum, eines Tages ein Waisenhaus zu eröffnen. Nach meinem Studium in Dresden ging ich dann für drei Monate nach Uganda, um in einem Waisenhaus für blinde Kinder zu arbeiten. Das hat mich in mehrerlei Hinsicht geerdet und ich habe meine Einstellung zu Freiwilligenarbeit stark reflektieren müssen.
Durch die Arbeit meines Vaters kam ich auch schon sehr früh mit den unterschiedlichsten Menschen verschiedener Gesellschaftsschichten und Kulturen in Berührung. Das hat sicherlich auch meine Einstellung zum Leben in einer reglementierten Gesellschaft geprägt.
BDAE: Welche Länder hast du unter anderem bereist und wo hat es dir besonders gut gefallen?
Christina: Länger gelebt habe ich abgesehen von Kalifornien und Uganda noch in Mexiko und auf Bali in Indonesien, wo es mir wirklich sehr gut gefallen hat. Das war allerdings noch vor der Zeit, als die Insel zu einem Mekka für digitale Nomaden wurde. Mir gelang es auch, nicht ganz in einer Blase zu leben, sondern ich hatte viel Kontakt zu Einheimischen. Zentralamerika und die Karibik haben mir auch sehr gut gefallen und mein Lieblingsland in Europa ist Montenegro. Das winzige Land ist der aufsteigende Stern auf dem Balkan und gar nicht so „rückständig“, wie die Leute, die noch nie dort waren, vielleicht denken. Ganz im Gegenteil: Es ist ein sehr, sehr interessantes Land für Expats, die nach Europa ziehen wollen sowie für Digitale Nomaden und Perpetual Traveler, die sich in einem europäischen Land niederlassen wollen.
Das Internet ist schnell, günstig und zuverlässig. Die meisten Einheimischen sprechen recht gut Englisch und freuen sich sehr über Ausländer, die in ihr Land ziehen – im Gegensatz zu westlichen Ländern, wo in der Regel eine ganz andere Stimmung herrscht.
„Ich fühle mich in Dahab sicherer als in Köln“
BDAE: Schließlich bist du aber in Dahab, Ägypten gelandet – der Ort an dem du dich „angekommen“ fühlst. Was hat dieser Ort an sich, dass er dieses Gefühl bei dir ausgelöst hat?
Christina: Das hat mich selbst überrascht, denn für mich war Ägypten immer eher das Land, in dem man Pauschalurlaub macht und die Pyramiden besucht. Das hat mich nie gereizt. Ich kam nach Dahab, weil ich mir ein One-Way-Ticket nach Jordanien gebucht und von einer Deutschen erfahren hatte, die einen Co-Working-Space in Dahab eröffnet hat. Von Jordanien gelangt man leicht mit dem Schiff auf die Sinai-Halbinsel, wo Dahab liegt. Es ist einer der herzlichsten und gastfreundlichsten Orte der Welt. Man kann Sinai nicht mit dem Rest von Ägypten vergleichen, denn es ist Beduinenland und Beduinen betrachten sich nicht in erster Linie als Ägypter.
Drei Tage zog Christina mit einem alten Beduinen, der kein Englisch sprach, und einem Kamel durch die Wüste, weil sie lernen wollte, wie man mit Kamelen umgeht. (© Christina Holthuis)
Dieser Ort ist sehr ursprünglich, man darf hier keinen Luxus erwarten, aber man bekommt in jedem Fall ein authentisches Leben. Hier leben Menschen unterschiedlichster Religionen – Juden, Christen, Moslems – friedlich zusammen. Der Sinai gilt auch als Wiege der Weltreligionen und hier gibt es diesen friedlichen Zusammenhalt, von dem viele Menschen seit hunderten Jahren träumen. Alle Ausländer und Expats werden willkommen geheißen. Ich selbst habe mich noch nie so sicher gefühlt wie hier. Nachts in Köln hatte ich mehr Angst, um ehrlich zu sein. Irgendwie herrscht hier eine ganz andere Energie, der Lebensrhythmus ist so grundverschieden gegenüber dem, was wir in Deutschland und generell im Westen kennen. Es ist weniger hektisch und stressig, alle sind gelassener und verbringen mehr Zeit miteinander.
BDAE: Kannst du dir vorstellen, in Ägypten alt zu werden? Oder willst du irgendwann wieder nach Deutschland zurückkehren?
Christina: In absehbarer Zeit kann ich mir absolut keine Rückkehr nach Deutschland vorstellen. Man kann natürlich die weltpolitische Entwicklung nicht vorhersagen, wir wissen nicht, wie sich die Welt verändert, wie sie etwa in 30 Jahren aussehen wird. Aber eigentlich möchte ich niemals zurück, nein.
Dieses Heimatgefühl, das ich nun für Dahab spüre, hat sich auch nicht bewusst eingestellt. Es entwickelte sich mit der Zeit. Die Pandemie war vielleicht ein Beschleuniger, denn ich bin im letzten Jahr kaum gereist und hier vor Ort leben die Menschen ohne nennenswerte Einschränkungen. Momentan bin ich lieber hier als an irgendeinem anderen Ort der Welt. Ich kümmere mich derzeit auch um eine längere Aufenthaltsgenehmigung, aber es ist nicht so leicht, diese zu bekommen.
„Wer im Ausland glücklich sein will, muss sich anpassen.“
BDAE: Hast du im Alltag Situationen, in denen du doch deine deutsche oder europäische Sozialisation spürst und interkulturelle Unterschiede wahrnimmst?
Christina: Pünktlichkeit ist so eine typisch deutsche Eigenschaft, die in mir steckt und die ich auch nicht abschütteln kann. Allerdings kann ich sie von den meisten Menschen hier nicht erwarten, denn die Uhren ticken hier ganz anders als in Deutschland. Außerdem bin ich sehr perfektionistisch und arbeite gerne effizient. Diese Eigenschaften sind allerdings nicht so kompatibel mit dem Lebensstil der Ägypter. Die Lektion Nummer eins, die hier jeder lernen muss, ist Geduld! Ich rege mich inzwischen auch überhaupt nicht mehr darüber auf, wenn Termine nicht eingehalten werden oder die Zusammenarbeit etwas schleppender vorangeht. Es hat auch Vorteile, wenn man sich nicht so schnell stressen lässt. Wenn man hier leben möchte und glücklich werden will, dann muss man sich anpassen.
Ein weiterer Aspekt, wo die interkulturellen Unterschiede zum Tragen kommen, sind bi-kulturelle Liebesbeziehungen. Da spüre ich schon sehr die jeweilige Sozialisierung. Ägyptische und beduinische Männer sind sehr traditionell erzogen worden, was die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau angeht. Sie sind einerseits sehr beschützend und fürsorglich, andererseits haben sie aber auch ein höheres Anspruchsdenken und sind zum Beispiel schneller eifersüchtig – natürlich gilt das nicht für alle Männer hier, aber viele. Tausende Jahre alte Strukturen lassen sich halt nicht durch 20 Jahre europäischen Einfluss nivellieren. Die Beduinen im Sinai haben in den letzten Jahrzehnten schon so viel Offenheit für neue, externe Einflüsse gezeigt; es geht nicht alles auf einmal, viele Dinge brauchen eben noch Zeit – und viele kommen hier hoffentlich gar nicht an, schließlich soll es ja gerade nicht wie in Deutschland werden.
Als Frau erlebe ich hier natürlich auch manchmal sexuelle Belästigung, wobei das im Sinai wirklich entspannt ist und nicht vergleichbar mit dem Rest Ägyptens. Außerdem ist es nie gefährlich, es ist nie Gewalt involviert, nur nerviges Rufen oder Pfeifen und viele Komplimente. Das ist sicher nicht besonders gut für Ägyptens Ruf und damit auch für die Ökonomie des Landes, vom Tourismus ist ja viel abhängig. Über das Thema „sexual harassment“ habe ich auch einen ausführlichen Beitrag auf meinem Blog alittlenomad.com geschrieben.
„Perpetual Travelling ist ein Lebensstil“
BDAE: Auf deinem Webauftritt sprichst du von digitalen Nomaden und Perpetual Travellern. Wo liegt deiner Erfahrung nach der Unterschied zwischen diesen beiden Typologien?
Christina: Zunächst einmal sind beide keine geschützten Begriffe. “Digitale Nomaden” ist ein etwas weiter gefasster Begriff. So kann sich ja jeder nennen, auch Personen, die überwiegend in Deutschland leben und nur ein bis zwei Mal im Jahr verreisen – solange sie halt am Laptop arbeiten, selbst als Angestellte. Der Terminus Perpetual Traveller beschreibt eher einen Lebensstil, nämlich den eines Dauerreisenden ohne festen Wohnsitz. Perpetual Traveller suchen sich das Beste aus den einzelnen Ländern aus. In dem einen Staat lässt sich etwa ganz besonders einfach und steuergünstig ein Unternehmen gründen, ein anderes Land bietet wiederum die bessere Lebensqualität und im Nachbarstaat ist die medizinische Versorgung besonders gut. Perpetual Traveller diversifizieren alle Bereiche ihres Lebens und setzen ihre “Flaggen” so, dass sie möglichst unabhängig von einzelnen Staaten, politischen und sonstigen Entwicklungen sind. Durch diese Diversifizierung reduzieren sie ihre Risiken und eben auch ihre Steuerlast – ähnlich wie es bei jeder Investment-Strategie sein sollte: Never put all your eggs in one basket.
Tee ist stark in der ägyptischen Kultur verwurzelt und gehört überall zum Willkommen dazu. Für Christina, die in Ostfriesland aufwuchs, war es nicht schwierig, diese Gewohnheit zu adaptieren, denn die Ostfriesen sind bekannt für ihren hohen Teekonsum (Ort: Luxor, Ägypten) © Christina Holthuis
BDAE: Du berätst Menschen bei der Firmengründung im Ausland mit besonderem Fokus auf Länder, die Steuerfreiheit oder besonders niedrige Steuern verlangen. Welche Länder bieten heute überhaupt noch Steuerfreiheit?
Christina: Es gibt derzeit noch mindestens 23 Länder, wo es keine Einkommenssteuerpflicht gibt – Dubai und Monaco sind am bekanntesten. In etwa 40 weiteren Ländern wird nur das Inlandseinkommen versteuert und nicht auch noch das Auslandseinkommen. Und dann gibt es auch viele Länder, vor allem in Osteuropa und auf dem Balkan, die eine Flat-Tax von circa zehn Prozent veranschlagen – das finde ich weitaus fairer und logischer als das deutsche Steuersystem.
BDAE: Warum siehst du das Thema Steuern so kritisch?
Christina: Meine kritische Haltung dazu entwickelte sich erst mit der Zeit. Wenn man länger aus dem gewohnten System und Umfeld raus ist, sieht man andere Modelle und fängt an zu hinterfragen, was man in Deutschland von Kindesbeinen an eingetrichtert bekommt im staatlichen Erziehungssystem. Ganz nebenbei bemerkt, gibt es die staatliche Schulpflicht wie in Deutschland nur in sehr wenigen anderen Ländern, dazu gehören China und Nordkorea. Mit der räumlichen Distanz erschien mir vieles in einem neuen Licht.
Meiner Erfahrung nach werden insbesondere Selbstständige in Deutschland bestraft. Wenn sie mehr Leistung erbringen, müssen sie auch mehr Steuern zahlen. Hinzu kommen endlose Regularien und viel Bürokratie, die man gar nicht allein verstehen und umsetzen kann.
„Der Staat bestimmt nicht Moral und Werte, das dürfen und müssen wir für uns selbst tun.“
Zudem kann ich es mit meinen Werten nicht vereinbaren, dass ich mit meinem Geld Kriege finanziere, denn Steuergelder fließen auch in die Finanzierung von der Rüstungsindustrie, oder dass mit Steuergeldern Banken gerettet werden. Es geht nicht darum, Schwächere nicht zu unterstützen, sondern erstens selbst zu bestimmen, was man unterstützen möchte und zweitens das Geld nicht im aufgeblähten Verwaltungsapparat verschwinden zu lassen, sondern so einzusetzen, dass es auch ankommt. Ich spende auch nicht an große Hilfsorganisationen, weil ein Großteil in Administration geht, sondern an kleine, wo das Geld ankommt. Je größer der Verwaltungsapparat, desto teurer die Aufrechterhaltung und desto weniger Hilfe kommt letztendlich bei Bedürftigen an.
Der Staat bestimmt nicht Moral und Werte, das dürfen und müssen wir für uns selbst tun. Die Geschichte zeigt ja auch, dass der Staat irren kann und dass Moral und Werte davon abhängen, wer gerade an der Macht ist. So war es mal illegal, Juden zu verstecken und legal, Sklaven zu halten. Das sind Extrembeispiele, aber so etwas kann sich immer wiederholen.
Ich bin persönlich gegen die Art, wie Staaten und Regierungen sich verhalten, ich habe viele alternative Denkansätze kennengelernt und bin der Meinung, dass das, was uns vermittelt wurde, nicht richtig ist. Ich bin keine Materialistin, aber glaube absolut an den Kapitalismus, der auf dem eigenen Antrieb und dem Leistungsprinzip basiert. Diese beiden Konzepte verwechseln leider viele.
BDAE: Unter digitalen Nomaden spielt das Thema „Staatenlosigkeit“ eine große Rolle. Was genau bedeutet staatenlos in diesem Kontext?
Christina: Niemand ist staatenlos, das ist natürlich klar. Der Begriff wurde in der Szene von Christoph Heuermann eingeführt, der mit seinem Portal staatenlos.ch unter anderem zu Unternehmensgründungen im Ausland berät. Es ist so gesehen ein etwas irreführender Markenname, wenn man ihn wörtlich nimmt, denn er bezieht sich mehr auf das Mindset dahinter und soll natürlich auch provozieren und auffallen. Niemand von uns gibt seinen deutschen Pass auf, es geht eher darum, sich nicht auf den Staat oder ein bestimmtes Regierungskonzept zu verlassen oder auch damit zu identifizieren. Meine Generation musste gerade erfahren, dass Sicherheit eine Illusion ist, dass alles, womit wir aufgewachsen sind – wie zum Beispiel materielle Sicherheit, Reisefreiheit, eine sichere Zukunft – sich schlagartig ändern kann. Wir erleben so viele Krisen, krass schnelle Entwicklungen und eine fundamentale Unsicherheit. Personen, die sich für das Thema Staatenlosigkeit interessieren, sind einfach nur diverser aufgestellt. Sie wollen das Risiko minimieren, indem sie Lebensbereiche streuen und sich nicht mehr auf ein Leben in einem einzigen Land fokussieren.
Im indischen Goa konkurriert man mit Kühen um den besten Sonnenplatz am Strand (© Christina Holthuis)
BDAE: Wie geht deine Familie damit um, dass du nicht „mal eben um die Ecke“ lebst?
Christina: Meine Eltern akzeptieren und unterstützen, was ich tue. Sie sagen immer, mach das, was dich happy macht. Es war ihnen damals nicht möglich, mich finanziell zu unterstützen, aber sie geben mir immer emotionalen Rückhalt. Ich habe noch eine jüngere Schwester und einen sehr viel jüngeren Bruder. Dieser war etwa sechs Jahre alt, als ich von zu Hause wegging und so war es mir immer ein Bedürfnis, regelmäßig im Jahr – meistens im Sommer und zu Weihnachten – zu meiner Familie nach Deutschland zu kommen. Ich wollte die emotionale Bindung zu meinem Bruder nicht verlieren und das geht nur durch regelmäßige Präsenz. Meine Schwester lebt in der Schweiz und wir besuchen uns gegenseitig regelmäßig. Letztes Weihnachten war meine komplette Familie bei mir in Dahab, das war wirklich sehr schön. Wir sind alle sehr reisebegeistert und haben uns schon an den verschiedensten Orten der Welt getroffen.
BDAE: Zurück zu deinem Business: Was sind das für Menschen, die du berätst? Und wie sieht die Beratung konkret aus?
Christina: Es sind überwiegend ortsunabhängige (Solo-)Selbstständige, auf die ich mich konzentriere. Viele sind dann noch in Deutschland gemeldet, wollen aber überwiegend im Ausland leben und arbeiten. Auch klassische digitale Nomaden suchen meine Unterstützung. Viele sind mit ihrer Situation in Deutschland unzufrieden und wollen deshalb raus aus dem System. Ich berate auch Familien, die mit ihren Kindern aus Deutschland wegwollen, etwa, weil sie mit dem deutschen Schulsystem nicht zufrieden sind. Für viele Eltern ist die Coronapandemie der endgültige Auslöser für die Auswanderungspläne. Wenn ich auf die Altersstruktur schaue, dann sind die meisten meiner Kunden zwischen 20 und 40 Jahre alt.